stille – nicht leere, sondern eine lücke – quer zum gelebten/gewohnten rhythmus – eine entdeckung, die ein anfang von etwas sein kann. innehalten, damit die empfindung nicht im atemlosen wechsel versickert, aber nicht stehen bleiben. – ein die wahrnehmung sensibilisierender ausfallschritt.
»the silencers« – als seien sie durch eine tür getreten und dahinter unversehens in eine andere welt – als sei die stille ein anderer weg, um besonderheiten der zwischenräume einzufangen: was geschieht zwischen zwei tönen? kann man worte sehen? spricht der körper? lassen sich empfindungen umreißen? ist die bewegung ein echo? kann man gedanken lesen? wie breiten sich ton-/bewegungsfolgen in der zeit aus? – vergangen und noch nicht begonnen – was geschieht von moment zu moment?
sich hinein fallen lassen oder draußen bleiben wie getrennt durch eine unsichtbare wand. the silencers – ein mann – eine innere haltung. –
eindringlich in den bann gezogen von seinem eigenen seh-spiel, verkörpert durch 6 tänzer/innen – von impressionistischer dichte – schaut er wie in einen rückspiegel nach vorn und zurück zugleich, entwickelt ein gespür für nuancen in einem gespinst von geschichten. »erst in der stille beginnt man zu hören. erst wenn die sprache verstummt, beginnt man zu sehen.«
»ralf ollertz verblüfft dazu wie stets mit seinen klangwelten. das publikum war begeistert und berührt.« (frankfurter allgemeine zeitung, eva-maria magel, 2009)
»…eine irritierende berückung!« (frankfurter neue presse, m. hladek, 2009)
die cie. toula limnaios wird institutionell gefördert durch das land berlin, senatsverwaltung für kultur und europa. mit freundlicher unterstützung der konzeptionsförderung des fonds darstellende künste e.v. aus mitteln des bundes
wiederaufnahme 2009 tanz: mercedes appugliese, fleur conlon, kayoko minami, clebio oliveira, ute pliestermann, hironori sugata
»zu anfang spielt limnaios mit dem effekt der plötzlich eintretenden stille. durch einen gazevorhang geteilt, tanzen je drei ensemblemitglieder vor jeweils der hälfte des publikums. aus dieser trennung bezieht limnaios‘ einstündige arbeit viel reiz, denn nur schemenhaft sieht das publikum die jeweils andere hälfte, bemerkt symmetrisch getanzte soli, spiegelverkehrt aufgebaute szenen und kontrapunkte. ›the silencers‹ hat unterdessen nicht nur zu beginn tatsächlich etwas mit dem kontrast von stille und geräusch zu tun und den seelischen innenräumen, die er öffnen oder schließen kann. bedeutungsvolle, innige … gesten der duette und das mutwillige rascheln der kleidung vergegenwärtigen sie optisch und akustisch. ralf ollertz verblüfft dazu wie stets mit seinen klangwelten. das publikum war begeistert und berührt.« (frankfurter allgemeine zeitung, eva-maria magel, 2009)
»doch gebührt dem letzten ›geschenk‹ befreundeter künstler an den mousonturm-jubilar ein später ehrenplatz auf dem gabentisch. was die tänzer und tänzerinnen in 60 minuten trieben, war eine surreal bis absurdistisch angehauchte aktion in traum- und gegenwelten. ihr spiel mit spiegelungen und symmetrie, fantasierter annäherung und grobstofflicher trennung, brüchiger gemeinsamkeit und monadenhaftem ich-taumel, tagtraum und sprödem alltag, … livemusik … und stille, bewegungschiffren bis hin zur taubstummensprache und kommunikativer transparenz, strikter tanzpartitur und der lücke des einzelbildes tat allemal eines: ungemein faszinieren.
am fruchtbarsten erwies sich das ganz neue, die idee von durchlässigkeit des mentalen innen- und sozialen außenraums, von fantasie und begrenztheit. mal tanzten zwei quasi kostüm zugeordnete tänzerinnen hüben und in der schattenwelt gegenüber in der diagonale zueinander oder näherten sich bis auf einen atemhauch an wie ein spiegelbild im beschlagenen badezimmerspiegel; dann wieder wich das spiegeln einem hydraulischen prinzip, wenn körper gemeinsam vor- und zurückfluteten. schwungvolle bewegungen hironori sugatas im raum konnten im selben moment von ziselierenden details begleitet sein, wenn ute pliestermann liegenderweise mit einem finger ihr handgelenk erforschte. eine irritierende berückung.« (frankfurter neue presse, m. hladek, 2009)
»schreiende stille /// toula limnaios choreografiert und inszeniert in der schreienden stille die einsamkeit, die verlorenheit, die erstarrung in den ritualen des gewöhnlichen. ein dumpf erahnbares gefühl der leblosigkeit, doppelt beklemmend durch die schönheit, expressivität und jugend der interpreten.
mehrfach ertönt das ›hallo? hallo?‹ einer telefonstimme. ein mann klammert sich an eine auf dem kopf stehende frau (und umgekehrt), doch zwischen den nackten schenkeln steht die welt weiter auf dem kopf. wo ist das leben geblieben? stimmen aus dem megaphon. in einer endlosschleife dockt eine frau ihren körper an einen staubsaugerschlauch. im finalen black verlischt das bild von tod, zivilisationsmüll und sehnsucht nach lebendigsein.« (tanznetz.de, dr. karin schmidt-feister, 2008)