solo in fragmenten für zwei frauen
das konzept basiert auf gedichten von ingeborg bachmann. wenige fragmente sind zusammengefügt zu einem zusammenhängenden text, der wie ein tagebuch den inneren monolog einer frau beschreibt, die räume, orte und landschaften durchlebt, wobei die unterschiede zwischen erlebtem und phantasiertem, das äussere und innere nahtlos ineinander übergehen lassen.
tagebuch einer frau, die in einem delirium eine imaginäre odyssee durchlebt, sich verliert und in dem nichts mehr wirklich, nichts mehr unmöglich scheint.
»die zeit verschlingt mich.
tag für tag schreibt sich ihr werk in meine haut, wo der spiegel mir ihr bild zurückwirft, sie frisst sich ohne unterlass einen graben in den hintersten raum meines geistes und triumphiert selbst über die leere. sie zerlegt mich.
fragmentiert, versuche ich meine verschwundenen und zerstreuten einzelteile wieder zusammenzufügen und in der von meinen trümmern hinterlassenen leere, nisten sich angst und einsamkeit ein.
bin zurückgeblieben, mit den augen im rücken, von der zeit überholt, laufe ich ihr und mir hinterher.
ich mühe mich mit den scherben – verteilt im wind der zeit.« (ingeborg bachmann)
»die vollendete form einer wunderschönen performance, mit eleganz und poesie, interpretiert durch zwei exzellente tänzerinnen.« (kiosque 1998, brüssel)
mit freundlicher unterstützung der commission communauté française de la région de bruxelles-capitale, der sacd, du ministère de la culture de la communauté française de belgique. in koproduktion mit der akademie der künste – künstlerhof buch – berlin studio l‘l, brüssel und studio icem institut, essen.
gastspiele: paris, berlin, brüssel, valencia
»in die zeit danach reisen /// in zusammenarbeit mit ralf ollertz für den musikalischen teil, schöpft toula limnaios diese ›zeit danach‹ eine so schön, wie auch furchterregende welt, die sich dem alptraum genau so wie der inneren heiterkeit nähert, und die aus besänftigender musik, aus knallen, aus gezupften klaviersaiten, aus heftigen oder langsamen gesten besteht. leidenschaftlich und frenetisch, ist ihr tanz geheimnisvoll. gleichzeitig durch die pantomimekunst und asiatische gestik inspiriert, scheint die ungewöhnliche stimmung an bunuel oder dali zu erinnern. toula limnaios tanz lädt dazu ein, eine welt zu betreten, die anderen sprachen zuhört, aber gleichzeitig sehr persönlich bleibt. und wenn diese welt die ›zeit danach‹ wäre?« (le soir, christelle prouvost,1997, brüssel)
»rückwärtserzählung. einmalig /// ›le temps d’après‹ ist voll von ängsten, die das individuum zerstückeln, seine einheit quälen und seinen zweifeln nahrung geben. ruhelos auf der bühne gehen und ergänzen sich die tänzerinnen. in einer entzückenden klarheit bringt das duo das paradox der unschlüssigkeit und des lautlosen schreis. verstärkt am ende durch eine metallkonstruktion, überragt von einer lupe. auf dem beweglosen körper, konzentriert sich der tanz in dem vergrösserten und verformten gesicht, aufmerksame abstraktion der gefühle, die diese choreographie abschließt, die ihre stärke darin findet, daß sie die illusion nie leugnet.« (la libre belgique, marie baudet,1997, brüssel)
»aspekte des weiblichen /// ›le temps d’après‹, das 50 minütige zwei-personen-solo der vielseitigen athenerin limnaios, bezieht seine nachhaltige wirkung hauptsächlich aus seinen phantasiereichen bildern. etwa chevalier raschelnd als luftig verhüllter papierner minotauros, mit bewegung von der langsamkeit japanischen noh-theaters – ein surreales traumgespinst. oder limnaios, den nackten oberkörper von einem eisengestell umwunden, das ihr einen riesigen zerrspiegel vors gesicht hält. beängstigend groß wird durch die linse der schreiende mund.« (berliner morgenpost, volkmar draeger, 1998)
»magische limnaios /// es gibt sekunden der verwirrung, da weiß man nicht, ist es noch dieses oder schon jenes jahr, ist man so alt, oder schon ein jahr älter? diesem augenblick hat sich die tänzerin und choreographin toula limnaios zugewandt und daraus ein solo für zwei frauen erarbeitet, das sie bei den tanztagen am pfefferberg präsentiert: ›le temps d’après‹. der titel meint weniger die zeit nach irgendetwas, als vielmehr die zeit hinter der zeit: alice hinter den spiegeln, ein alptraum. die atmosphäre des stücks hat etwas von magischem realismus.« (berliner zeitung, michaela schlagenwerth, 1998)
»atmosphären /// mehr noch als der tanz ist es das besondere ambiente, mit dem toula limnaios in ihren stücken ihren stil durchsetzt. auch ist ihre interpretation bewegend und zerbrechlich. in der expressivität einer hand, eines rückens oder eines gesichts. ›le temps d’après‹ schwankt zwischen verschiedenen welten, wie eine reise, unterschiedliche ufer berührend. die fremdartigkeit der musik und das spiel des lichts tragen viel zur einzigartigen atmosphäre bei. wenn toula limnaios dann ihre interpretin in eine papierne frau verwandelt, die langsam in ihrem kostüm vorwärtsschreitet, wie um es nicht zu zerreissen, könnte man sagen, daß t.l in der lage ist, inmitten des alptraums zu besänftigen.« (les saisons de la danse, claudine colozzi, 1998, paris)
»die vollendete form einer wunderschönen performance, mit eleganz und poesie, interpretiert durch zwei exzellente tänzerinnen.« (kiosque 1998, brüssel)