»ein kleiner, unscheinbarer schubs – schon beginnen sie sich zu drehen, 
die unberechenbaren assoziationen. 
ein halber satz irgendwo in der fremde aufgeschnappt,
ein paar vertraute worte mit der seltsam singenden satzmelodie.
heimat sind gerüche, geräusche, sind farben und formen, 
ist sprache und – wohl zum größten teil – erinnerung.
heimat, das sind rituale, landschaften, der humor.«
(spiegel-spezial »sehnsucht heimat«, j. kronsbein, 1996)

5 interpreten folgen hinterlassenen und vorgefundenen, markierten und verwischten spuren – driften auseinander oder verbinden sich zu einem gedankenportrait über heimat und wandern.

»ich kann auf einem stuhl sitzen, aber die ganze welt ist in mir.« (toula limnaios)

unbeweglich reisende in einer scheinbar grenzenlosen welt. mehr und mehr in bewegung, geraten grenzen und standpunkte in fluss – heimat differiert zwischen fixierung und evolution. so kann die äußere emigration zur inneren immigration – zur ankunft meiner abreise werden.

erinnerungen, eigene wurzeln, kindheitserlebnisse, kulturelle bindungen, familiengeschichten, traditionen eines landes stehen dem entdecken neuer horizonte gegenüber – gewinn und verlust liegen nahe beieinander: abreise und ankunft, heimat und fremdheit, integration und isolation, perspektiven und entwurzelung, sicherheit und unsicherheit, fernweh und heimweh, heimat und heimatlosigkeit.

»›spuren‹ ist ein gedankenportrait über wandern und heimat, fernweh und heimweh. scheinbares chaos verwandelt sich sekundenschnell in getanzte harmonie. ohne frage eine der besten berliner ballettkompanien.« (rbb: stilbruch, stephan düfel, 2004)

eine produktion der cie. toula limnaios realisiert aus mitteln des hauptstadtkulturfonds.

wiederaufnahme 2005 tanz: dagmar bock, anuschka von oppen, carlos osatinsky, katja scholz, hironori sugata

konzept/choreographie

toula limnaios

musik

ralf r. ollertz

tanz/kreation

gabriel galindez, hyoung-min kim, anuschka von oppen, carlos osatinsky, katja scholz

lichtdesign

klaus dust

raum/kostüme

toula limnaios

bühnenbauten

heinz adlung

choreographische assistenz

linda gaylord

public relation

silke wiethe

fotos

dieter hartwig, cyan

kritiken

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»›spuren‹ ist ein gedankenportrait über wandern und heimat, fernweh und heimweh. scheinbares chaos verwandelt sich sekundenschnell in getanzte harmonie. ohne frage eine der besten berliner ballettkompanien.« (rbb: stilbruch, stephan düfel, 2004)

»heimat ist kein ort. /// daß auch in der großstadt die natur manchmal ganz nah sein kann, zeigt sich am schönsten in der halle, dem proben- und neuerdings spielort der choreographin toula limnaios. zwar mitten in der stadt, liegt die halle doch ein wenig abseits und sehr idyllisch unter alten kastanienbäumen, die ihre ruhige, erdige atmosphäre durch die großen fenster und die geöffnete tür bis in den innenraum verströmen.
die wärme des sommers, die sich stetig verdunkelnde abendstimmung, das grün der bäume, das langsam im schwarz der nacht verschwindet – das alles ist teil des auftakts zu ›spuren‹. in der geöffneten tür wartet ein zwitterwesen, eine walfrau im mondlicht, fast nackt und mit zweigen festgehalten, auf dem kopf ein paar hörner aus spinnengewebe.

ein zauberhaftes, poetisches bild, wie sie in den innenraum einbricht, die zweige abschüttelt, sich von der natur befreit und dann – mensch geworden – auf der leeren fläche tastend und vorsichtig ihre neue sicherheit sucht. ein intensiver beginn …« (tanz journal, elisabeth nehring, 2004)

»ein kleines wunder in der halle /// wunderbar, was aus dieser krise gewachsen ist: der start des theaterkombinats hau hatte toula limnaios heimatlos zurückgelassen … jetzt finden proben und auftritte im eigenen quartier, einer alten halle aus backstein statt, schlicht halle getauft. die gruppe hat sich eine basisförderung der stadt erspielt, die chefin eine professur an der palucca-hochschule erhalten.« (tagesspiegel, ulrich amling, 2004)