»secrets perdus«, intim wie ein kammerstück inszeniert, ist eine reflexion über die sinnliche wahrnehmung und grenz-erfahrung in einem raum der stille und des dunklen. sie führt in magisch hermetische miniaturen. gedämpft und schwebend, entstehen fragmentarische bilder voller geheimnisse von verborgenem zusammenhang. darsteller und publikum befinden sich in einem nichts, als wären sie wie in ein undurchsichtige dunkelheit, enthüllt sich der raum in einem milchigen nebel, offenbart menschen in einem zustand zwischen präsenz und abwesenheit. die inszenierung zeigt situationen menschlicher entfremdung, ausgelöst durch sichtbare oder imaginierte machteinwirkungen. die figuren, befangen in bestimmten handlungen, bewegen sich an einer dünnen linie zwischen der wiedererkennbaren realität des alltags und einer bizarren traumwelt in eine entrückte zeitlosigkeit getaucht.

ein haften am licht würde die handlung nicht durchsichtiger machen. ein augenblick, schon hat man sich an die dunkelheit gewöhnt. nach und nach wird sie wie transparent, so dass der blick schritt für schritt tastend in den raum vordringt. lautlos folgt er den interpreten durch das schwarze schillernde gespinst: still und leicht vibrierend schweifen die gedanken in alle richtungen – durch die zeit.

schleier öffnen und senken sich wie vorhänge, die der atem der interpreten verweht: geheimnisse sind wie in schatten eingeschlagen, in einer zerbrechlich bebenden zone, leuchten in gedämpft schillernden farben, ziehen im nebel vorbei, wie etwas, das obwohl es von zeit zu zeit den blicken entzogen wird, jederzeit präsent ist: leidenschaft und magie, klarheit und rätselhaftigkeit, brutalität und tiefe – beziehungen, versponnen im gewebe der dunkelheit, die wie trug-bilder aufleuchten – ein nachschwingen im raum, als öffne sich einen spaltbreit eine tür zu einer anderen welt …

»eine choreographische sprache, die unsere innersten gefühle berührt und das zutiefst verborgene. nach toula limnaios sind ›ein flüstern, kleine gesten und surreale geschichten‹ die brücke zu den ›verlorenen geheimnissen‹.« (berlin poche, théâtre, dance, florence freitag, 2010)

die cie. toula limnaios wird institutionell gefördert durch das land berlin, senatsverwaltung für kultur und europa. mit freundlicher unterstützung der konzeptionsförderung des fonds darstellende künste e. v. aus mitteln des bundes.

konzept/choreographie

toula limnaios

musik

ralf r. ollertz

tanz/kreation

mercedes appugliese, ioannis avakoumidis, fleur conlon, kayoko minami, ute pliestermann

lichtdesign

jan langebartels

public relation

silke wiethe

kostüme

antonia limnaios, toula limnaios

fotos

cyan

kritiken

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»die bühne wird während dieses choreografischen notturnos nie hell. wenn die flashs die düsternis erhellen, werden die bewegungen in bruchstücke zerhackt. so entstehen gespenstische momentaufnahmen von frauen, die aufbegehren, die ausbrechen wollen – aber immer wieder von ihren obsessionen verfolgt und festgehalten werden. diese frauen sind wie phantome in einer dunkelkammer. sie sind schöne somnambulen, die den mann bedrängen wie eine wiederkehrende schmerzende erinnerung. zu der mysteriösen atmosphäre trägt auch die komposition von ralf r. ollertz bei, die wie ein hörspiel wirkt. doch gewalt und zwang sind nur als echo wahrnehmbar – als beklemmende resonanz in den körpern. die tänzer rücken sich zu leibe oder stellen liebespositionen nach. wenn ein tänzer sich aus der umklammerung löst, bleibt eine hohlform der leidenschaft zurück. toula limnaios zeigt körper, die aufgehalten wurden in ihrem sturz ins vergessen. ›secrets perdus‹ entfaltet einen sog, dem man sich nicht entziehen kann. auch dank der tänzerinnen. ute pliestermann, fleur conlon, kayoko minami und mercedes appugliese sind versierte grenzgängerinnen, sie ziehen hinein in eine welt aus begehren und wahn. ihre dunklen geheimnisse geben sie nicht preis.« (tagesspiegel, kultur-redaktion, sandra luzina, 2010)

»in ihrer neuen produktion ›secrets perdus‹ ist toula limnaios unter die krimiautoren gegangen. was man dazu braucht: tote und viel nebel. aus dem verwaberten schummer schälen sich gestalten heraus, mit der taschenlampe leuchtet jemand ins dunkel hinein. die frau im roten mantel und der einzige mann finden sich im kuss, tanzen zur musik eines streichquartetts traumverloren nach vorn. lange tun sie das, ein schönes bild. dann rollen sie auf dem boden aus dem alten rundfunkempfänger tönt in englisch: ein totes paar sei entdeckt .was sich die restlichen 60 minuten über ereignet, ist rätselhaft, scheint sich aber um die aufklärung des mordes zu drehen. die toten werden umgeschichtet. dabei ergeben sich mit den vier tänzerinnen und dem einen tänzer verschiedene zweierposen, die erstarren und aus denen sich jeweils einer löst, ohne dass der andere seine form aufgibt. so stehen, sekundenkurz, instabil sitzende, hockende, gebeugte einzelplastiken im dunkel des raums. wieder so ein schönes bild. eine frau im langen gelben und mit grubenlampe geistert umher, andere folgen ihr, zwischen dem paar findet kampf statt. das könnte zum tatmotiv führen. nochmals werden frühere tanzmotive zitiert; am ende rückt der pulk langsam im raum vorwärts, jemand beleuchtet das in heftigem geflacker. wie das manchmal im realen krimi so ist: nichts löst sich auf, die choreografie und ralf r. ollertz’ musik legen nur fährten, geleiten die tänzer wie das publikum durch irreale situationen, die an die irrlichternden visionen des englischen mystikers william blake erinnern. das lässt sich genießen.« (www.tanznetz.de, neues deutschland, volkmar draeger, 2010)

»mit einer taschenlampe bewaffnet stürmt (ein) tänzer auf die nachtschwarze bühne. vage zeichnen sich die konturen von mehreren frauen ab. mit grellem schein leuchtet er die lockenden nachtgeschöpfe an. er will licht in die finsternis bringen, er will in die verborgenen winkel ihrer seele hineinschauen. aber vielleicht bewegt er sich auch nur mit offenen augen durch einen traum. wenn die flashs jäh die düsternis erhellen, werden die bewegungen in einzelne bruchstücke zerlegt, so entstehen verzerrte und gespenstische bilder. toula limnaios erweist sich als seelenforscherin mit einem faible für das abgründige, unerklärliche. rätselhaft, verschachtelt und fragmentiert erscheinen die geschichten in ›secrets perdus‹. so fordert das stück die imagination des zuschauers heraus. (es) zieht (ihn) hinein in die emotionale welt der (interpreten). ihre sehnsüchte, ihr begehren umkreist limnaios in bildern von rätselhafter schönheit.« (tagesspiegel, spielzeit, s. luzina, 2010)

»es ist obskur in einem zeitlosen und dunklen raum zwischen nichts und unendlichkeit, traum und wirklichkeit. in ›secrets perdus‹ hat die choreografin toula limnaios, die es liebt, die menschlichen tiefen zu erkunden, ein gewebe gesponnen aus fragmentierten und intimen bildern, aus erfahrungen und reflektionen, um etwas vollkommen ästhetisches zu formen – eine welt für sich. kaum hat man sich an den nebeligen raum gewöhnt, nimmt der zuschauer interpreten war und fragt sich, ob die verschiedenen situationen die realität oder imaginationen widerspiegeln. die cie. toula limnaios hat sich einen internationalen ruf erworben und die halle tanzbühne berlin ist ihr raum der kreation geworden. hier tritt das resultat der proben-arbeit ein in die musikalischen schöpfungen von ralf r. ollertz und den tanz von toula limnaios: eine choreographische sprache, die unsere innersten gefühle berührt und das zutiefst verborgene. nach toula limnaios sind ›ein flüstern, kleine gesten und surreale geschichten‹ die brücke zu den ›verlorenen geheimnissen‹.« (berlin poche, théâtre, dance, florence freitag, 2010)