»les égarés«, die vom weg abgekommenen, heißt die neue kreation der cie. toula limnaios, die weiterhin den spuren der conditio humana nachgeht und von baudelaires »les fleurs du mal« inspiriert ist.
in baudelaires »die blumen des bösen« findet man keine allgemeine ablehnung der welt, sondern im gegenteil eine autopsie des unbehagens, des bösen und des leidens. in seinen gedichten, die für den beginn der ›modernen‹ europäischen lyrik stehen, geht es nicht nur um widersprüche, sondern auch um die zerrissenheit und vergänglichkeit des menschlichen daseins.

heute können wir weder vorwärts noch rückwärts gehen, in eine welt, die droht zu vergehen. »wir sind auf der flucht, im zwischenreich. wir befinden uns in einem de-zentrierten leben. unsere existenzform ist die rasanz und die anpassungsfähigkeit an die dauernd veränderten bedingungen unseres lebens…« (roger willemsen)
»les égarés« liest sich visuell wie ein choreographischer essay, interpretiert von acht tänzer*innen. sie sind wie gefangen in einem raum, abgestoßen vom hier. einsam und gemeinsam, zerstäubt in einem schwarm der aufmerksamkeiten…

premiere 4 okt 2023

die cie. toula limnaios wird institutionell gefördert durch das land berlin, senatsverwaltung für kultur und gesellschaftlichen zusammenhalt.

konzept/choreographie

toula limnaios

musik

ralf r. ollertz

tanz/kreation

daniel afonso, francesca bedin, laura beschi, leonardo d’aquino, karolina kardasz, amandine lamouroux, alessio scandale, hironori sugata

assistenz

alice gaspari

lichtdesign

felix grimm, domenik engemann

technischer leiter/lichtdesign

felix grimm

raum

toula limnaios

tourneen kooperationen

marie schmieder

public relation

sarah böhmer

licht und bühnentechnik

jan römer

kostüme

Kristina Weiß-Busch, Toula Limnaios

fotos

cyan, jens wazel, dieter hartwig

kritiken

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»wieder einmal überrascht toula limnaios mit einer kreation, die sich von den bisherigen unterscheidet. … obwohl limnaios‘ stil erkennbar ist, versucht sich die choreografin hier an einer interessanten und neuen nutzung des raums, sowohl in bezug auf die anordnung der tänzer auf der bühne als auch auf das publikum in der halle. … »les égarés« ist eine aktuelle geschichte, die einmal mehr die sensibilität und das auge der griechischen choreographin beim erfassen und erzählen der realität unter beweis stellt.« (nicola campanelli, campa di danza 2023)

»die poetischen und bildhaften, fast abstrakten choreografien … entführen uns in eine parallelwelt. der atem stockt, die tänzer werden von einem meisterhaften, exponentiell erstickenden bühnenbild eingeklemmt, ein käfig, aus dem sie nicht entkommen können. nach und nach greift der wahnsinn auf uns über, ihre trance erreicht uns. an der konvergenz der stile und disziplinen mischen die sieben tänzer der truppe gekonnt die verschiedenen stile des zeitgenössischen tanzes.« (héloïse leclercq, le petit journal 2023)