»les égarés« (die vom weg abgekommenen) geht weiterhin den spuren der conditio humana nach und ist von charles baudelaires gedichtband »les fleurs du mal« inspiriert. in seinen gedichten, die für den beginn der ›modernen‹ europäischen lyrik stehen, geht es nicht nur um widersprüche, sondern auch um die zerrissenheit und vergänglichkeit des menschlichen daseins. man findet keine allgemeine ablehnung der welt, sondern im gegenteil eine autopsie des unbehagens, des bösen und des leidens.
heute können wir weder vorwärts noch rückwärts gehen, in eine welt, die droht zu vergehen. »wir sind auf der flucht, im zwischenreich. wir befinden uns in einem de-zentrierten leben. unsere existenzform ist die rasanz und die anpassungsfähigkeit an die dauernd veränderten bedingungen unseres lebens…« (roger willemsen)
»les égarés« liest sich visuell wie ein choreographischer essay, interpretiert von acht tänzer*innen. sie sind wie gefangen in einem raum, abgestoßen vom hier. einsam und gemeinsam, zerstäubt in einem schwarm der aufmerksamkeiten…
kommende veranstaltungen
4 – 7 + 11 – 14 dezember
premiere 4 okt 2023 tanz/kreation uraufführung daniel afonso, francesca bedin, laura beschi, leonardo d’aquino, karolina kardasz, amandine lamouroux, alessio scandale, hironori sugata
die cie. toula limnaios wird institutionell gefördert durch das land berlin, senatsverwaltung für kultur und gesellschaftlichen zusammenhalt.
»wieder einmal überrascht toula limnaios mit einer kreation, die sich von den bisherigen unterscheidet. … obwohl limnaios‘ stil erkennbar ist, versucht sich die choreografin hier an einer interessanten und neuen nutzung des raums, sowohl in bezug auf die anordnung der tänzer auf der bühne als auch auf das publikum in der halle. … »les égarés« ist eine aktuelle geschichte, die einmal mehr die sensibilität und das auge der griechischen choreographin beim erfassen und erzählen der realität unter beweis stellt.« (nicola campanelli, campa di danza 2023)
»die poetischen und bildhaften, fast abstrakten choreografien … entführen uns in eine parallelwelt. der atem stockt, die tänzer werden von einem meisterhaften, exponentiell erstickenden bühnenbild eingeklemmt, ein käfig, aus dem sie nicht entkommen können. nach und nach greift der wahnsinn auf uns über, ihre trance erreicht uns. an der konvergenz der stile und disziplinen mischen die sieben tänzer der truppe gekonnt die verschiedenen stile des zeitgenössischen tanzes.« (héloïse leclercq, le petit journal 2023)