cie. toula limnaios/jo fabian department
»real time.compiler« ist ein interaktives tanzstück, in dem toula limnaios das von jo fabian entwickelte system nutzt bzw. weiterentwickelt und ihm ihre tanzsprache entgegenstellt. ein eher abstraktes system, das mehr zur katalogisierung entstand, wird nun von einer choreographin angewandt, die für ihre emotionale bewegungssprache bekannt ist.
die beteiligten künstler kreieren module für tanz, musik, video und licht, welche alle vom zuschauer über tastaturen gesteuert werden können. obwohl alle medien auskomponiert, d.h. nicht improvisiert sind, wird das ergebnis stets ein anderes sein, da die dramaturgie vom gestaltungsverhalten der zuschauer abhängig ist.
alle künstler stellen ihre arbeit dem zuschauer zur verfügung, er muss aktiv eingreifen und das vorformulierte material nach seinen vorstellungen kombinieren. die distanz zwischen zuschauer und bühne ist nicht mehr existent, da er die inszenierung steuert und jede seiner aktionen direkte auswirkungen auf das reale geschehen hat.
»real time.compiler« lädt ein, mit der vielfalt des moments zu spielen: aus den einzelnen modulen entsteht additiv ein ganzes.
»ein spannendes experiment ist die zusammenarbeit der cie. toula limnaios mit dem gesamtkünstler jo fabian. durch die neukombination von vorchoreographierten sequenzen und die regulierung von stimmungen und geschwindigkeit trägt der zuschauer hier zur entstehung eines im wahrsten sine des wortes ›einmaligen‹ werkes bei.« (deutsche bühne, frank weigand, 2007)
eine koproduktion der cie. toula limnaios und jo fabian department. mit freundlicher unterstützung des berliner senat für wissenschaft, forschung und kultur, dem fonds darstellende künste e.v. und dem kulturamt pankow.
»der zuschauer bewegt tanzpaare /// ›real time. compiler‹ – der titel ist spröde, technisch, kaum übersetzbar, doch auf was sich das publikum in dieser ersten koproduktion von cie. toula limnaios mit jo fabian department einlässt, muss man einfach in echtzeit miterleben und mitgestalten. in diesem tanzstück begegnen sich zwei konträre welten einzig um den zuschauer zum eigentlichen mitspieler zu machen: die poetisch-emotionale bewegungssprache der choreografin toula limnaios und das abstrakte system jo fabians, mit dem der betrachter durch per computer eingegebene texte, denen bestimmte interpretationsmuster der tänzer zugeordnet sind, eine komposition mitgestaltet.
vier tische mit keyboards und dem hinweis tanz, musik, video, licht stehen um ein grün illuminiertes rechteck. in diesem magischen raum agieren vier tänzer, die über kopfhörer die regie-anweisungen der vier mitspielenden zuschauer per weißen (einzelaktionen) und schwarzen tasten (charakter) befolgen. hört sich kompliziert an, doch die lust des publikums, dem komplexen ›system‹ nachzuspüren und zum co-regisseur zu werden, lies die vierte wand schon am premierenabend kleiner werden.
fabians konzept ermöglicht in der ausformulierten nicht improvisierten choreografie von toula limnaios programmierte module für tanz, musik (ralf r. ollertz), video (cyan) und licht (klaus dust), die der betrachter per tastatur ins spiel eingreifend, aktiviert. doch es spielen immer nur vier zuschauer direkt mit, die anderen kennen die verabredung nicht. primär der zuschauer am tanz-keyboard steuert die begegnungen zweier paare, die sich in dieser völlig offenen dramaturgie fließend in immer neuen konstellationen zeigen. ein wundersam abgründiges kaleidoskop menschlicher häutungen.
katja scholz, carlos osatinsky, nefeli skamea und hironori sugata begeben sich in dieses versuchslabor permanenter veränderung mit einer ganzkörperlichen präsenz, die suggestiv wirkt. das experiment treibt sie … in unendlich viele mini-sequenzen menschlicher kollisionen.
konzentriert auf die körperliche entäußerung saßen (die zuschauer, die nicht eins der keyboards bedienten) gebannt um die szene. das experiment dieses grenzüberschreitenden miteinanders schärft lustvoll den blick und das ohr für komplexe darstellungsprozesse. also nichts wie hin und die tasten gedrückt. jeder versuch verändert das bild.« (neues deutschland & www.tanznetz.de, dr. karin schmidt-feister, 2006)