du kannst da nicht bleiben,
du kannst aber nicht weiter,
und du kannst auch nicht zurück.
wo bist du?
»nichts. ich werde da sein, indem ich nicht da bin.« – eine inszenierung, inspiriert von samuel becketts »texte um nichts« (1955), tagebuch und zwiegespräch einer multiplen persönlichkeit. fünf tänzer/ innen folgen ihren unterschiedlichen facetten, durchleuchten auf der suche nach den spuren des eigenen selbst, zwischenräume von körper und seele, individuum und gesellschaft, traum und gedächtnis, raum und zeit. fundstücke vergangener, möglicher und zukünftiger schicksale legen sich über ihre wege. differierend im hier und jetzt, anderswo und nirgendwo, erkunden die figuren innere landschaften – spiegel der seele – wie ein tagtraum deutlich und verworren zugleich. (1. teil der beckett-trilogie)
»… wir gingen, hand in hand, stumm,
in unsere welten versunken, jeder in seine welten,
mit ineinander vergessenen händen.«
(samuel beckett)
»ein hohes lob den jungen tänzern aus berlin, die diese fragile, pulsierende gratwanderung bravourös absolvierten. langanhaltender beifall.« (nrz, johannes k. glauber, oberhausen 2001)
»zu flirrenden videoeinspielungen und knisternder musik zeigt ›nichts‹ einen reigen der einsamkeit, des trostes und des wartens, gemessen, klug komponiert, eindrucksvoll getanzt.« (tagesspiegel, franz anton cramer, 2001)
»ein tanzabend von hoher qualität, der sich nicht leicht erschloss und für den es viel beifall gab.« (waz – westdeutsche allgemeine zeitung, elisabeth höving, recklinghausen 2001)
produktion cie. toula limnaios. auftragsarbeit des kultursekretariats nordrhein-westfalen in koproduktion mit dem stadttheater oberhausen und dem theater am halleschen ufer berlin. realisiert aus den mitteln des hauptstadtkulturfonds und gefördert durch den fonds darstellende künste e.v. aus mitteln des bundes.
gastspiele: oberhausen, recklinghausen, berlin, wuppertal, essen
2004 wurde »nichts…« unter dem titel »atemzug« für zdf/arte verfilmt.
wiederaufnahme 2006 tanz: nefeli skarmea, toula limnaios, hironori sugata, katja scholz, carlos osatinsky
»beckett umkreist die fremdheit im körper und die unmöglichkeit, mit sich selbst eins zu sein. doch ist ›nichts‹ weder literarisch noch schwerblütig geraten, sondern ein stück von nahezu klassizistischer ausgewogenheit und eminenter tänzerischer qualität. nach mehreren arbeiten für kleine besetzung ist es limnaios jetzt auch für ein fünfköpfiges ensemble souverän gelungen, den wechsel zu orchestrieren, tänzerische einzelleistungen herauszustellen, dann wieder die dynamik der gruppe auszukosten und figurative szenen in abstrakte strenge oder anrührend innige passagen zerfließen zu lassen.
die musikalische valeurs der komposition von ralf r. ollertz spannen sich vom eisigen bis zum pompösen, vom archaisierenden männerchor bis zum knisternden elektrocluster und bleiben stets um nuancen bemüht, nicht um triumph. der obliegt durchweg den tänzern in ihren teils atemberaubenden soli. lara martelli als mondäne frau in roter lederjacke, mit verklebten augen und mund, abgekoppelt vom leben herumtappend, gibt ein bild der stummen verzweiflung. josep caballero garcia bleibt nach einem vertrackten duett allein zurück und sucht sich sinnierend, verhalten, verschattet und doch klar in der linie einen ort in der welt. er wird ihn nicht finden. auch nicht monica munoz marin, obgleich sie sich mit ihrer einzelleistung vor dem beschleunigten bild eines wuselnden strandbades (in den videos von cyan) am glanzvollsten behauptet. als seelenvoller formalistin gelingt es limnaios, den bewegten ausdruck immer wieder beharrlich in die mitte zu rücken.« (ballett international/tanz aktuell, franz anton cramer, 2001)
»in ihren choreographien kreiert sie eine poesie der menschlichkeit. immer wieder gelingt es ihr, das innere des menschen an die oberfläche zu bringen. sie erzählt keine geschichten, sondern tanzt stimmungen, die zwischen dem sein und dem nicht-sein oszillieren.
tanz, musik, video und licht sind gleichwertige medien, die einander bedingen, kontrastieren, kommentieren. toula limnaios und ralf r. ollertz arbeiten mit cyan und dem lichtdesigner klaus dust. für ollertz war becketts text inspiration für die komposition diverser klangstimmen eines eigens für die produktion gegründeten männerchors, die die einsamkeit in ihrer gemeinsamkeit umgeben. hier kann man sich überzeugen, wie ergreifend man zwischen anwesenheit und abwesenheit ›nichts‹ tanzen kann. (berliner morgenpost, andrea philippi, 2001)
»nicht leicht verdaulich, aber aufregend: ›nichts. ich werde da sein, indem ich nicht da bin.‹ mit der cie. toula limnaios beeindruckt.
toula limnaios ist eine kühne verbindung eingegangen zwischen imagination und wirklichkeit, zwischen realem bild und überblendungen, die sich ineinander zu spiegeln scheinen.
das tänzerische treiben, die einander in zarter, mitunter auch heftiger weise begegnen, in ihrer suche nach der selbstfindung aber alleine bleiben, wird durch einlagen der videogruppe cyan optisch zugespitzt: bilder der modernen alltagswelt sind auf einer kleinen leinwand ebenso zu sehen wie eher komische einblendungen dicker bäuche und busen am fkk-strand, feine anatomische zeichnungen oder das portrait einer alten frau mit wunderbar ausdrucksstarken händen.
ein hohes lob den jungen tänzerinnen und tänzern aus berlin, die diese fragile, pulsierende gratwanderung bravourös absolvierten. langanhaltender beifall.« (nrz-neue ruhrzeitung, johannes k. glauber, oberhausen, 2001)
»pralle körperhaftigkeit /// ähnlich wie beckett geht es ihr darum, die verschiedenen schichten eines menschen nicht zu reflektieren oder zu kommentieren, sondern in seinen feinsten facetten auszuleuchten und wie bildfolgen mit hohem emotiven gehalt in freier assoziativer aneinanderreihung wirken zu lassen. bewegung, musik, text, licht, farbe bilden gleichwertige parameter mit eigenständiger aussage, die sich durchdringen und bedingen.
das werk, dessen sprache nicht eindeutig semantisch entschlüsselt werden will, richtet sich nicht an den bequemen zuschauer. die anwesenden begriffen die kunst und ließen sich von der rauhen schönheit des dargebotenen begeistern.« (westdeutsche allgemeine zeitung, radegundis barrios, oberhausen, 2001)
»wie aber becketts prosa zugleich spröde und verzweifelt gefügt ist, so baut limnaios bilder und szenen zu einem tableau, dessen ernsthaftigkeit bisweilen schmerzt, ohne je larmoyant oder oberflächlich zu werden. limnaios choreographie gehört den tänzerischen grundwerten. klar konturierte bewegungsfiguren, sorgfältig rhythmisierte synchronpassagen und fließende übergänge zu nuancierten soli gliedern diese rhapsodie nach beckett in ein fesselndes portrait körperlicher intensität, die dem verzweifelten strom der worte entronnen scheint.
doch macht das ensemble den beschrieben zerfall der persönlichkeit räumlich wie darstellerisch gerade lesbar, nicht bloß präsent. spiegelgleiche bewegungen vor und hinter einem kaum wahrnehmbaren gazeschleier, das unmerklich ein- und ausklinken einzelner tänzer aus den gruppenpassagen, die beständige kommentierung und doppelung der bewegungswerte durch die flirrend hinzugespielten videobilder, die pulsierende, akzentreiche komposition von ralf. r. ollertz all das fügt sich, wie die vorlage, zu einem bild unzugänglicher innerlichkeit. dem projekt ›nichts‹ gelingt es, becketts eigenartige faszination mit dem organischen aufzugreifen und verblüffend gradlinig, dabei ganz eigenständig zu interpretieren.« (frankfurter allgemeine zeitung, franz anton cramer, 2001)
»zwischen traum und realität /// ein beeindruckender abend auf den spuren becketts. der zuschauer gerät in einen unwirklichen, schwer durchsichtigen, meist emotional zu erfassenden strom unterschiedlicher stimmungen. ein männerchor legt sich wie ein warmer klangteppich über das geschehen, dazwischen mischen sich menschliche laute, satzfetzen, kichern, ein lachen, ein schrei. diese musik irrlichtert durch den ganzen raum, hält das merkwürdige geschehen bestechend dicht zusammen, …
die ausgezeichneten tänzer brillieren in den synchronen szenen, überzeugen aber auch durch oft poetische soli, als kraftvolle duo oder trio im stets wechselnden rhythmus. ein tanzabend von hoher qualität, der sich nicht leicht erschloss und für den es viel beifall gab.« (westdeutsche allgemeine zeitung, elisabeth höving, recklinghausen, 2001)
»wenn die körper zarte zeichen malen /// …gedanken an den zerfall einer sozialen gemeinschaft drängen sich auf, aber der blick der choreographin toula limnaios, die in berlin arbeitet, geht nach innen. einprägsame, schöne bilder gibt es zu sehen: ein mann führt eine traumwandlerische frau in einem traurig schönen tanz. eine tänzerin beugt sich mit dem rücken zum zuschauerraum so nach vorne, dass ihr kopf verschwunden scheint, an seiner stelle taumelt ein blauer luftballon. … großartig getanzt.« (westdeutsche allgemeine zeitung, kornelia roßkothen, wuppertal,2001)
»es scheppert, es klirrt, ein männerchor singt in der ferne. fünf tänzer schreiten nach und nach auf die bühne. ein film wird nach und nach auf die weißen wandtücher im hintergrund der bühne projiziert.
die compagnie gewann den bundesweit ausgeschriebenen wettbewerb. und toula limnaios ist talentiert! eindrücke in visueller form, akustische fragmente, tanzfacetten schließen sich für kurze zeit auf der bühne zu einem ganzen zusammen. und genau das macht das projekt so besonders.« (neue ruhrzeitung, stm, oberhausen, 2001)
»sie will keine geschichten erzählen. toula limnaios lässt stimmungen im tanz spürbar werden, spiegelt gefühle in bewegung. ›wir gingen, hand in hand, stumm, in unsere welten versunken, jeder in seine welten, mit ineinander vergessenen händen‹, gemeinsam einsam heißt das, und komponist ralf r. ollertz, hat das wunderbar aufgegriffen durch den einsatz eines männerchores, symbol des vereinsamten in der masse. behutsamer, zurückhaltender vielleicht als pina bausch, mit der sie arbeitete, aber keineswegs weniger intensiv gestaltet limnaios die ausweglosigkeit in einer verwirrenden durchdringung von poesie und unheil.« (westdeutsche allgemeine zeitung, hb, oberhausen, 2001)
»kühne poetin. die choreographin toula limnaios erkundet seelenlandschaften. ihr neuestes stück ›nichts. ich werde da sein, indem ich nicht da bin.‹ nach texten von beckett bringt fünf tänzer auf die raffiniert beleuchtete bühne des theaters am halleschen ufer. zu flirrenden videoeinspielungen und knisternder musik zeigt ›nichts‹ einen reigen der einsamkeit, des trostes und des wartens, gemessen, klug komponiert, eindrucksvoll getanzt.« (tagesspiegel, spielzeit/ ticket, franz anton cramer, oktober 2001, berlin)
»die erlesenheit im stil der truppe und ihrer choreographin, die sorgfältige komposition und der seltsam gedämpfte lyrismus, mit dem die compagnie sich ihr publikum erspielt hat, sind in „nichts“ zu besonderer kostbarkeit gesteigert.« (tip, 2001)